Die Feldenkrais-Methode

Allgemeine Informationen

Die folgenden Texte sind in der Broschüre "Was die Feldenkrais-Methode für Musikerinnen und Musiker zu bieten hat" erschienen und erhältlich beim Feldenkrais-Verband Deutschland e.V.

Die Feldenkrais-Methode ist benannt nach ihrem Begründer, dem israelischen Physiker, Judomeister und Doktor der Ingeniuerwissenschaften Moshé Feldenkrais (1904 - 1984). Sie gilt heute weltweit als ein hervorragendes Medium für MusikerInnen, um in der eigenen Entwicklung nachhaltig Fortschritte zu machen, auch wenn sie nicht speziell für Musiker entwickelt wurde.

Feldenkrais-LehrerInnen gehen davon aus, dass jeder Mensch bis an sein Lebensende lernfähig ist – eine Erkenntnis, die von der Hirnforschung mehrfach bestätigt wird. Im Laufe unseres Lebens entwickeln wir Gewohnheiten in userer Art uns zu bewegen, zu fühlen und zu denken. Verhaltensweisen entstehen zum größten Teil aus der Beziehung mit der Umgebung: Eltern, Erziehung, Gesellscaft, Kultur etc. sind prägende Komponenten. Gewohnheiten sind lebensnotwendig und können gleichzeitig Hindernisse auf dem Weg zu einer freien Entfaltung des menschlichen Potenzials sein: viele Menschen benutzen aus verschiedensten Grüden nur einen sehr kleinen Teil ihrer Möglichkeiten.

Worum geht es?

In den Feldenkrais-Stunden wird vor allem mit den Bewegungsgewohnheiten gearbeitet - wissend, dass diese zugleich auch alle anderen Bereich des Lebens betreffen. Zunächst geht es darum, die eigenen Bewegungsgewohnheiten zu bemerken. Da sie häufig sehr unbewusst und automatisch ablaufen, braucht dies viel Aufmerksamkeit und eine wertfreie Betrachtung. Wertfreie Betrachtung bedeutet, dass es möglichst keine Korrekturen von außen gibt und auch keine Schubladen mit dem Etikett "richtig" oder "falsch". Dadurch wird der Lernende frei für seine eigenen Entdeckungen mit Auswirkungen auf seine Entscheidungen im Leben überhaupt.

Der zweite wichtige Bereich der Methode ist, eine Vielzahl von alternativen Möglickeiten zu erarbeiten. Dies geschieht mit leichten, spielerischen Bewegungen, die in einem für den Schüler möglichst ungewohnten Zusammenhang entdeckt werden. Eine Bewegung wird z.B. in einer ungewöhnlichen Position ausgeführt: die Koordination von Bewegungen wird so "verrückt" angeordnet, dass die Gewohnheit überlistet und Raum für etwas Neues geschaffen wird. Das Gehirn wird gefordert, neue Muster zu bilden - eine Erweiterung des Repertoires findet statt!

Ein wichtiges Thema - besonders auch für MusikerInnen - ist die Integration von differenzierten Einzelbewegungen in die Gesamtheit des Körpers.
Diese Arbeit findet traditionell in zwei unterschiedlichen Formen statt:

  1. In der Gruppe, genannt "Bewusstsein durch Bewegung": der Feldenkrais-Lehrer leitet Bewegungssequenzen verbal an (d. h. er demonstriert sie nicht selbst) und führt die Gruppe ahand von Fragestellungen in Bezug auf die Aufmerksamkeit durch die Lektion. Jede Person setzt die Aufgabenstellungen auf ihre Weise um und erforscht sie eigenständig.
  2. In Einzelstunden "Funktionale Integration" ist es möglich, intensiv auf individuelle Bedürfnisse und Fragen einzugehen. Die Feldenkrais-Lehrerin bietet dem Schüler neue Möglichkeiten an, indem sie ihn bewegt - im Liegen, im Sitzen, im Stehen.

Ziel der Feldenkrais-Methode ist es, die Selbstorganisation des Menschen so zu verbessern, dass er mit minimalem Aufwand und hoher Effizenz seine eigenen Absichten umsetzen kann.

Für MusikerInnen bedeutet dies das entscheidende Mehr an Freiheit in der Bewegung. Es ermöglicht ihnen, die Qualität des musikalischen Ausdrucks zu verbessern und gleichzeitig mehr Freude und Wohlbefinden beim Musizieren zu erleben.