Die Feldenkrais-Methode

Bedeutet Üben Wiederholung oder Veränderung?

Die folgenden Texte sind in der Broschüre "Was die Feldenkrais-Methode für Musikerinnen und Musiker zu bieten hat" erschienen und erhältlich beim Feldenkrais-Verband Deutschland e.V.

Üben wird allgemein mit Wiederholung in Verbindung gebracht. Diese ist für die Entwicklung des Musikers, der seine motorischen und auditiven Fähigkeiten in einemhohen Maß stetig verfeinern möchte,zweifellos unerlässlich.

Nur – genügt reine Wiederholung oder sind es erst die kleinen, oft von außen nicht einmal sichtbaren Variationen, die zu einem hoch differenzierten Spiel führen?

Die beiden folgenden Beispiele zeigen, wie Musikerpersönlichkeiten aus ihrem eigenen kreativen Potenzial innerhalb von Wiederholungen Veränderungen erreichen konnten.

Der Cellist Julius Berger antwortete auf die Frage, wie er die Bogenwechsel so dicht bekommt: "Ich weiß es nicht. Ich habe es einfach zwanzig Jahre ausprobiert."

Auch gibt es die Legende, dass Casals jeden Tag bis zu zwei Stunden auf einem Ton ganz langsam gestrichen haben soll. Es ist wahrscheinlich, dass er dabei wesentliche Feinheiten seines Spiels entdeckt hat.

Ob nun diese oder ähnliche Vorgehensweisen zu Verbesserungen führen, hängt von der inneren Haltung des Übenden ab und von seinen kreativen Ideen, in den Wiederholungen neue Aspekte zu finden.

Die folgenden Fragestellungen könnten durch den Feldenkrais-Unterricht angeregt und bearbeitet werden. Man kann sich beim Üben von diesen leiten lassen, um es spannender zu gestalten:

  • Wie hängen die Finger mit der Schulter, dem Brustkorb und dem Becken zusammen?
  • Wie ist es möglich, so zu singen oder zu spielen, dass der Atem frei sein kann?
  • Wie lerne ich schwierige Tonsprünge über Umwege und Variationen spielerisch zu bewältigen?
  • Wie kann ich mit dem Instrument stabil und gleichzeitig beweglich werden?
  • Wie kann ich mit der Schwerkraft spielen, statt mit ihr zu kämpfen?

Und wenn Musiker die Einheit mit ihrem Instrument suchen, könnte man fragen:

  • Wie kann der Körper erst einmal ohne Instrument ganzheitlicher gebraucht werden, und was muss sich verändern, wenn das Instrument hinzu kommt?